Süße Blume und Kleiner Bär (kleine Indiandergeschichte)
Eine kleine Indianergeschichte über zwei Indianerkinder, die sich in der Prärie verlaufen. Lies wie es ihnen dabei ergeht…
Es war ein Tag wie viele andere. Das Indianermädchen Süße Blume und der Indianerjunge Kleiner Bär waren mit ihren Familien und dem ganzen Indianerstamm in der Prärie unterwegs, um nach einem neuen Lagerplatz zu suchen. Die beiden Indianerkinder waren acht Jahre alt und beste Freunde. Sie spielten gerne zusammen, hatten gemeinsam das Spurenlesen gelernt, und verbrachten viel Zeit miteinander.
Was die beiden nicht so gerne mochten, waren die langen Wanderungen quer durch die Prärie. Süße Blume und Kleiner Bär langweilten sich dabei immer sehr. Die ganze Zeit mussten sie neben den Pferden herlaufen, die ihre Sachen trugen. Spielen und toben durften sie bei der Suche nach einem neuen Lagerplatz nur selten. Ihre Eltern hatten Angst, die Indianerkinder könnten sich beim Spielen zu weit vom Stamm entfernen und die Gruppe aus den Augen verlieren.
***
Die Indianerkinder langweilen sich
Es war ein schöner sonniger Tag. Schon viele Stunden waren alle unterwegs gewesen. Süße Blume und Kleiner Bär hatten keine Lust mehr im langsamen Tempo mit der Gruppe mitzulaufen. Sie wollten spielen, toben und endlich mal wieder etwas erleben.
Da die Erwachsenen des Stammes sehr mit der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz beschäftigt waren, bemerkte es auch niemand, als sich Süße Blume und Kleiner Bär immer mehr und immer weiter von der Gruppe entfernten. Sie wollten die Prärie auf eigene Faust erkunden.
Die beiden Indianerkinder genossen es sehr, endlich mal wieder frei laufen und unbeschwert spielen zu können. Sie spielten fangen, suchten nach interessanten Spuren auf dem Boden, und versuchten Eidechsen zu fangen.
Zusammen hatten sie viel Spaß und vergaßen alles andere um sich herum. So verging die Zeit wie im Flug.
***
Plötzlich alleine in der Prärie
„Süße Blume, wo sind denn die Anderen?“, rief Kleiner Bär plötzlich. „Ich kann unsere Familien nicht mehr sehen! Wo ist unser Stamm?“
Tatsächlich, von dem Indianerstamm und den Pferden war weit und breit nichts mehr zu sehen.
„Ich kann sie auch nicht mehr sehen!“, sagte Süße Blume ängstlich. „Oh je, Kleiner Bär, wir sind ganz alleine in der großen weiten Prärie! Was machen wir denn jetzt nur?“
Die beiden Indianerkinder waren ein wenig verunsichert und erschrocken über die Situation.
Auch Kleiner Bär wusste zunächst keinen Rat. Die beiden setzten sich auf einen Stein und überlegten, was sie jetzt tun könnten. Die Sonne schien heiß vom Himmel herab, denn längst war der Nachmittag angebrochen.
„Ich habe eine Idee!“, sagte Kleiner Bär schließlich. „Wir haben doch vom Häuptling Tapferer Adler gelernt wie man Spuren liest. Wir können doch einfach unsere Spuren zurückverfolgen und dann den Spuren der Pferde folgen! Dann werden wir unsere Familien finden.“
Süße Blume war erleichtert über die gute Idee. Die Indianerkinder waren sich sicher, dass sie so schnell wieder den Weg zu ihren Familien finden würden.
Tatsächlich gelang es ihnen, ihre eigenen Spuren zurückzuverfolgen. Allerdings waren sie wohl schon viel länger und schneller unterwegs gewesen als sie gedacht hatten. Und so liefen sie immer noch den Spuren nach, als es schon langsam dunkel wurde. Bald würden sie die Fußabdrücke im Sand nicht mehr sehen können.
„Kleiner Bär“, sagte Süße Blume, „ich habe Angst. Was ist, wenn wir unsere Familien nie mehr wieder finden?“ Kleiner Bär tröstete seine Freundin. Er sah es als seine Aufgabe an jetzt tapfer und stark zu bleiben. Denn immerhin war er ein paar Monate älter und musste sich um Süße Blume kümmern. Da konnte und wollte er natürlich nicht zugeben, dass auch er ein wenig Angst hatte und sich Sorgen machte.
Trotz seiner eigenen Angst nahm er Süße Blume in den Arm und tröstete sie. „Hab keine Angst. Ich bin bei Dir. Jetzt ist es schon zu dunkel zum Spuren lesen. Am besten wir suchen uns einen Platz zum Schlafen und morgen früh suchen wir weiter. Und dann werden wir die anderen schnell wieder finden. Ganz bestimmt!“
Die Nacht war über die Prärie gekommen und den beiden Indianerkindern blieb nichts anderes übrig, als sich zur Ruhe zu legen und auf den nächsten Tag zu warten.
***
Ein neuer Tag beginnt
Unter einem kleinen Felsvorsprung hatten es sich Süße Blume und Kleiner Bär gemütlich gemacht.
Am nächsten Morgen wurden sie von der aufgehenden Sonne geweckt. Der vergangene Tag hatte sie so viel Kraft gekostet, dass sie in der Nacht tief und fest geschlafen hatten. So tief und fest, dass sie gar nicht bemerkt hatten, dass es in der Nacht geregnet hatte.
„Oh nein, Kleiner Bär, schau nur, alle Spuren wurden vom Regen weg gewaschen!“, sagte Süße Blume, als sich die beiden wieder auf die Suche machen wollten.
Jetzt wusste auch Kleiner Bär nicht mehr weiter.
Doch jetzt war es das kleine Indianermädchen, das die rettende Idee hatte. „Kleiner Bär, ich habe eine Idee! Da vorne ist ein Berg. Lass uns dort hinaufklettern und Ausschau halten. Vielleicht können wir von dort oben ja unsere Familien entdecken!“ Kleiner Bär fand die Idee gut und gemeinsam machten Sie sich auf den Weg.
Es war ein hoher Berg und es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden den Gipfel erreichten. Oben angekommen mussten beide erst einmal kurz verschnaufen. Dann blickten sie sich um.
Die Enttäuschung war groß, denn außer der weiten Prärie konnten sie zunächst nichts entdecken.
Doch dann war es Kleiner Bär, der am Horizont Rauch aufsteigen sah. Und beim näheren Hinsehen konnten die beiden es deutlich erkennen: Es war Rauch vom neuen Lagerplatz ihres Stammes. Sie erkannten die Zelte der Indianer. Diese waren von den Kindern des Stammes besonders bunt angemalt worden. Die Farben strahlten hell in der Sonne. Und so war es für Süße Blume und Kleiner Bär dann ein Leichtes, den Weg zurück zu ihren Familien zu finden.
Zwar war es noch ein langer Fußmarsch, aber noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichten die kleinen Indianer schließlich den Lagerplatz.
***
Endlich wieder beim Indianerlager
Der ganze Stamm war froh und erleichtert Süße Blume und Kleiner Bär wieder zu sehen. Natürlich hatten sie bemerkt, dass die beiden verschwunden waren.
Sie hatten mit Absicht ein besonders großes Lagerfeuer gemacht und gehofft, die Kinder würden den Rauch am Himmel entdecken und so den Weg zu ihnen finden.
Natürlich gab es von den Eltern und auch von Häuptling Tapferer Adler erst mal eine Standpauke. Süße Blume und Kleiner Bär mussten versprechen, sich nie mehr so weit von der Gruppe zu entfernen.
Alle waren erleichtert, dass die beiden Indianerkinder wieder da waren. Zur Feier des Tages wurde am Abend ein kleines Stammesfest gefeiert. Es wurde gesungen, getanzt und viel gelacht. Und Süße Blume und Kleiner Bär waren sich einig: So langweilig waren die Tage mit ihrem Stamm gar nicht.
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